Schuldgefühle kommen manchmal schneller, als gedacht. Stellen Sie sich vor: Sie sitzen im Auto, Rückwärtsgang rein, ein bisschen Gas – und schon ist es passiert! Sie sind einmal quer über das geliebte Rosenbeet der Nachbarin gefahren.

Ihre Gedanken: „Mist, das darf doch jetzt nicht wahr sein, die wird mich umbringen! Schnell weg, sie hat es sicher nicht gesehen!“

Ganz nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber leider funktioniert das nicht sehr oft und die Konsequenz ist, dass Sie sich jetzt total schämen und ganz schlimme Schuldgefühle haben.
Wie kommen Sie da wieder raus?

Ein bisschen Schuld für jedermann

Sicherlich gibt es einige Menschen, die solch eine Situation ganz einfach wegstecken und sich schon im nächsten Moment keine Gedanken mehr darüber machen. Aber die meisten fühlen sich hundeelend, wenn sie etwas verbockt haben.

Und das kennen Sie auch. Es gibt so viele Anlässe, bei denen Schuldgefühle quasi vorprogrammiert sind: ein Glas Rotwein auf dem fremden Teppich verschüttet, eine Aufgabe im Büro vergessen oder das Kind beim Kumpel nicht abgeholt. So etwas ist jedem schon passiert und danach sind sie sofort da: die ungewollten Schuldgefühle, die am Selbstwertgefühl und an der inneren Ruhe nagen.
Und ihnen auf dem Fuß folgen – genau – die Vermeidungsstrategien.

Schweigen gegen die Scham

Manche schweigen, verstecken ihre Schuldgefühle ganz unten in der Magengrube und hoffen, dass bald Gras über die Sache gewachsen ist. Aber manchmal geht das eben nicht so leicht und schnell, wie erhofft.

Im Beet-Fall würden sich vielleicht die Nachbarn am Tatort versammeln und lautstark darüber diskutieren. „So eine Frechheit! Einfach meine Rosen zerstören und weiterfahren. Das kann doch nicht wahr sein, in welcher Welt leben wir eigentlich?“ Und was machen Sie? Würden Sie sich als der Rosenvernichter vor versammelter Mannschaft outen? Wohl eher nicht. „Ja, eine richtige Sauerei ist das!“, murmeln Sie vielleicht noch und wenden sich ganz schnell von der Gruppe ab, bevor jemand noch die Schamröte in Ihrem Gesicht sehen kann. Ganz schön peinlich.

Denn Fehler und Schuldgefühle werden in unserer Gesellschaft nur selten thematisiert und das dadurch entstandene Schamgefühl tabuisiert. Niemand spricht gerne darüber, für was er sich schämt, weil eben niemand der Dummkopf sein will, der nicht um ein Beet fahren kann. Doch Schweigen bringt nichts, wenn Schuldgefühle verschwinden sollen.

Schuldgefühle adé!

Wieder andere versuchen es deshalb mit der Wiedergutmachung. Durch eine gute Tat soll das Fehlverhalten wettgemacht werden.

Einfach mal die ganze Straße vom Laub befreien. Das wird die Schuld vielleicht aufwiegen. Oder dem Nachbarn ganz selbstlos anbieten, seine Hecke zu schneiden, kein Problem! Doch nach Stunden der Arbeit ist die Last der Schuld vielleicht leichter, aber die Schuldgefühle sind mit Sicherheit nicht komplett verschwunden.

Spätestens in dieser Situation fragt sich jeder Mensch, wie er hätte besser reagieren sollen. Klar, die beste Variante wäre es gewesen, sofort die Wahrheit zu sagen. Doch halt – der Zug ist noch lange nicht abgefahren! Denn fragen Sie sich doch einmal andersherum: Was würde schlimmstenfalls passieren, wenn Sie der Nachbarin Ihren Rosenunfall gestehen? Ja, vielleicht wäre sie traurig. Vielleicht auch kurz wütend, aber Köpfe würden bestimmt nicht rollen. Und wer weiß, vielleicht wäre Ihre Nachbarin sogar sehr positiv angetan von Ihrer Ehrlichkeit? Dann hätten Sie nicht nur Ihre Schuldgefühle ausgesprochen, sondern gleich auch noch Ihre Beziehung ins Nachbarhaus untermauert und gestärkt.

Bevor Ihnen Schuldgefühle den Magen zerfressen, rate ich Ihnen also zur schnellen Überwindung: Mut fassen, Fehler eingestehen, Schuldgefühle im Keim ersticken.

Denn seien Sie doch mal ehrlich: Es gibt wahrlich schlimmere Dinge als ein paar geknickte Rosenköpfe.

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