Das gewisse Etwas bei Führungskräften

„Was? Ich soll bei der Jahresauftaktveranstaltung eine Geschichte von meiner Familie erzählen? Interessiert das die Leute überhaupt?“ Der Vorstandsvorsitzende, den ich bei seinem Vortrag unterstützte, sah mich skeptisch an. Die Inhalte, mit denen er zu mir gekommen war, bestanden aus Daten, Fakten und noch mehr Daten und Fakten. Auf der einen Seite gut, aber ohne eine gute Storyline bleiben es leider nur Zahlen.  

Ich bestärkte ihn darin, mehr Bilder, Storys und Emotionen zu zeigen. Und eine gute Mischung aus Daten, Gefühlen und Emotionen hinzubekommen. Warum? Weil ich davon überzeugt bin, dass er so nur seine Zuhörer wirklich erreicht …

Umwerfende Ausdrucksstärke

Wenn du heute ein Leader sein willst – und ich meine, ein richtig guter, also eine herausragende Führungspersönlichkeit – dann reicht es einfach nicht aus, nur das Fachliche zu bedienen. Erst wenn du Gefühle zeigst, bekommst du das gewisse Etwas, die Ausdrucksstärke, die andere Menschen dazu bringt, an deinen Lippen zu hängen. 

„Emotionen zeigen? Kein Problem – das kann ich“, magst du jetzt vielleicht denken. Und so geht es einigen Führungskräften, die ich kenne. Sie haben gelernt, zum Beispiel Freude über ein tolles Ergebnis auch nach außen hin zu zeigen. Das ist schon mal ein guter Schritt, aber ich würde noch weiter gehen: Wirklich ausdrucksstark ist der, der seine Gefühle bewusst wahrnimmt, also gelernt hat, in sich hineinzufühlen. Und sich gleichzeitig mit seinen Mitmenschen verbinden kann. Also jemand, der mit anderen mitfühlt und so eine tiefe, echte Verbundenheit schafft. Und damit Nähe erzeugt. 

Empathie trifft Inhalt

Wenn sich Führungskräfte so verletzlich zeigen, wirken sie dann nicht schwach? Die Frage, die dahintersteht, lautet: Sind Gefühle im Business angebracht? Wo hat die ganze Empathie Grenzen? Ich meine: Herausragenden Leadern gelingt es, mehrere Seiten miteinander zu verbinden: Erstens diese Empathie, die dazu führt, dass die Mitarbeiter deine Echtheit spüren. Zweitens, dass du so auftrittst, dass deine Mitarbeiter deine Begeisterung, deine Power und deinen Esprit wahrnehmen können. Dann kommt drittens der Inhalt dazu. Hier musst du natürlich absolut fundiert argumentieren. Wenn es dir gelingt, dies alles in einer Sprache rüberzubringen, die Mitarbeiter gespannt zuhören lässt, dann hat deine Präsentation eine enorme Qualität. Eben das gewisse Etwas. 

Dann hast du deine Leute wirklich erreicht. Sie mit ins Boot geholt. Sie auf die Unternehmensziele eingeschworen. Sie auf die kommenden Wochen und Monate optimal eingestimmt. Dann hast du deine Aufgaben als Leader mit Bravour erfüllt.

Sprachkompetent

Jungen Führungskräften gelingt das – so meine Erfahrung – oft erstaunlich gut. Und auch weiblichen Führungskräften. Vielleicht, weil sie verstanden haben: Moderne Leader müssen besser sprechen, weil davon ganz erheblich abhängt, wie kompetent sie wahrgenommen werden. 

Wie gut sein Auftreten als Führungskraft und seine Präsentation nun waren, merkte auch der Vorstandsvorsitzende, von dem ich am Anfang dieses Blogs berichtete, schnell. 

Auf seinen Vortrag bekam er so gutes Feedback, dass er im nächsten Jahr noch mutiger wurde und sich traute, in seiner Präsentation noch mehr Raum für Storytelling und für Persönliches zu lassen. Ich begleite ihn schon seit fünf oder sechs Jahren und freue mich über diese tolle Entwicklung. Von einer Führungskraft zu einem herausragenden Leader mit echter Ausdrucksstärke.

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