n Paris traf sich vergangene Woche alles, was Rang und Namen hat, zur UN-Klimakonferenz. Politiker aus knapp zweihundert Ländern wurden samt Gefolge eingeflogen – vermutlich ohne beim Kauf des Flugtickets einen CO2-Beitrag zu leisten. In dicken Limousinen wurden die Herrschaften von A nach B kutschiert – nicht in kleinen Peugeots mit geringem Schadstoffausstoß.

Tagelang lebte die gesamte Entourage der Staatschefs in Hotels – wie oft die wohl ihre Handtücher wiederverwendet haben, anstatt sie täglich waschen zu lassen?

Angela Merkel forderte ein verbindliches Abkommen, das Weiße Haus verbreitete auf Facebook den Videoaufruf „Act On Climate“ und schrieb Liebesbriefe von „Earth To Paris“. Lediglich der Himalayastaat Bhutan scheint im Klimarennen mit seiner riesigen Waldfläche ganz gut dazustehen. Na dann…

Während in Paris tagelang um 0,5 Grad mehr oder weniger gestritten wurde, schnürte gleichzeitig dicker Smog den Bewohnern von Peking die Luft ab. Die Gletscher schmolzen weiter. Der Meeresspiegel wurde nicht davon abgehalten, weiter zu steigen. Und die armen Eisbären erst.

Mittlerweile steht ein ehrgeiziger Plan fest: Alle fünf Jahre sollen die Länder nun Berichte über ihre Klimabemühungen abliefern – hoffentlich online und nicht ausgedruckt auf hunderten Seiten von Papier. Ist die Erde damit nun gerettet? Können sich alle Erdenbürger wieder bequem in ihren Sesseln nach hinten legen, Problem gelöst?

Nein, natürlich nicht. Das wissen Sie so gut wie ich. Ich weiß aber auch, dass die Klimadebatte – wie nach jedem Klimagipfel – jetzt wieder in die zweitrangige, nicht so dringliche Sphäre abrutschen wird. Syrien, Flüchtlingskrise, Fußball-EM – sind ja auch alles viel wichtigere Themen, die unsere Aufmerksamkeit beanspruchen. Und das Klimaproblem ist doch jetzt geregelt, es gibt ja einen neuen Vertrag.

Bitte seien Sie einen Moment lang ganz ehrlich zu sich selbst. Dass der Vertrag allein die Erde nicht retten wird, ist Ihnen doch sehr bewusst. Abkommen hin oder her, Einigung schön und gut – damit die Erde ein grüner und lebenswerter Planet bleibt, muss sich letztlich jeder selbst an die Nase greifen. Ob umgesetzt wird, was die Politiker in Paris beschlossen haben, wissen wir sowieso nicht. Das Stichwort lautet Selbstverantwortung.

In einer Gesellschaft, wo die Regierung ihren Bürgern viele Entscheidungen abnimmt und nahezu alles bürokratisch regelt, ist das selbstverantwortliche Denken schnell vergessen. Sie bekommen gesagt, wenn Sie die Grünfläche nicht betreten dürfen. Sie werden darauf hingewiesen, ab welcher Uhrzeit Sie vor der Bar leise sein müssen. Sie werden informiert, wie viele Prozent Trinkgeld im Restaurant angemessen sind.

Diese Art von Anleitung kann hilfreich sein, sie erleichtert den Alltag. Wenn es aber um so große und schwer fassbare Themen wie den Klimawandel geht, hinkt das gesellschaftliche Regelwerk der Realität hinterher. Zwar sortieren die Deutschen seit mehreren Jahren Müll und tragen ihr Pfand brav zum Supermarkt zurück, anstatt es im Gebüsch zu entsorgen. Aber soll das schon alles sein?

Ich hoffe nicht! Das Motto sollte nicht lauten „Earth to Paris“, sondern vielmehr „Erde an uns alle“. Treffen Sie selbstverantwortlich die Entscheidung zu einem klimaverträglicheren Leben, anstatt auf ein ausgeklügeltes Konzept aus Paris zu warten. Denn schon mit kleinen Taten können Sie unheimlich viel beitragen.

Schaffen Sie sich zum Beispiel eine stabile Einkaufstasche an, die das ständige Ansammeln von Plastiktragetaschen eindämmt. Wenn es eine besonders peppige ist, kommen Sie auf dem regionalen Bauernmarkt gleich mit der Marktfrau ins Gespräch und sie schenkt Ihnen eine Extrakarotte. Kaufen Sie trotzdem nur so viel, wie Sie wirklich essen können. Und wenn Sie morgens ins Büro gehen, bilden Sie eine Fahrgemeinschaft. Das spart Sprit, vermeidet CO2 und ist zudem viel netter, als täglich alleine übers Lenkrad zu starren und dem Radio zuzuhören. Carsharing ist gut für die Umwelt und Sie haben nette Menschen um sich herum – ein Gewinn für beide Seiten!

Die Liste ist lang und ich kann keinesfalls alle Möglichkeiten aufzählen von „Gehen Sie zu Fuß zum Bäcker“ bis „Stellen Sie sich einen Kompost auf den Balkon“. Wie das mit der Selbstverantwortung so ist: Sie allein müssen Ihre Liste erstellen und dann angehen. Doch Sie dürfen sich freuen: die Belohnung ist garantiert. Denn Selbstverantwortung heißt auch, dass Sie entscheiden. Und auf eigene Entscheidungen, die Ihnen niemand vorgekaut oder zurechtgelegt hat, können Sie am Ende doppelt so stolz sein.

Foto:
Romolo Tavani – fotolia.com
#89974234

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.