Gestern habe ich mich so aufgeregt! Ich stand in Konstanz in der Nähe vom Bahnhof und habe auf meine Begleitung für einen gemütlichen Abend auf dem Weihnachtsmarkt am See gewartet. Ich war schon fünf Minuten früher da und mein Handy summte – eine Nachricht im Facebook-Messenger: „Komme 20 Minuten später.“

Verbindlichkeit, adé!

Toll! Da stand ich nun, wie bestellt und nicht abgeholt. Leider auch ohne Handschuh, die hatte ich nämlich zu Hause vergessen… Ich habe kurz überlegt, ob ich nicht schon mal eine Wurst essen oder einen Glühwein trinken soll – es roch schließlich so verlockend von den Ständen gegenüber. Aber in dem Trubel hätte mich meine Begleitung wahrscheinlich nicht gefunden.

Ich habe mich gefragt, ob die neuen Kommunikationsformate daran schuld sind, dass irgendwie nichts mehr verbindlich und die Tugend der Verlässlichkeit so in Vergessenheit geraten ist. Wie war es denn früher, ohne Smartphone, Whats App, Facebook und Co.? Da hast du dich über das Festnetz für eine bestimmte Uhrzeit an einem genau definierten Ort verabredet und warst dann auch pünktlich. Und so lange sind diese „alten Zeiten“ nun auch wieder nicht her.

Ist schon faszinierend. Mittlerweile verabreden sich Jugendliche für ein Zeitfenster in der Stadt, eine halbe Stunde vorher wird nochmal gesimst und Ort und Zeit näher eingrenzt, bis sie dann nochmal ganz lässig schreiben: „Bin jetzt da, stehe vor dem Kino.“ Ja wo denn sonst, wenn ihr zum Kinobesuch verabredet seid?

Erst denken, dann zusagen

Woher kommt das? So vage und unzuverlässig können Menschen doch im Job auch nicht sein. Wobei, eine Freundin hat letzte Woche von der Odyssee mit ihrem Handwerker erzählt: Die Heizung war kaputt. Für den vereinbarten Termin mit dem Heizungsbauer hatte sie sich extra beim Chef einen freien Tag erkämpft. Aber der Handwerker kam nicht und auch bei der zweiten Verabredung am Folgetag war er zwei Stunden zu spät.

Das will mir echt nicht in den Kopf. Warum versprechen Menschen etwas, wenn Sie es nicht einhalten können? Es ist doch ein Leichtes, um Bedenkzeit zu bitten, bevor jemand eine Zusage tätigt oder ganz klar zu sagen: „Ich kann das nicht übernehmen.“

Auf den ist Verlass

Wie handhaben Sie das? Sind Sie jemand, der sofort seine Hilfe beim Umzug anbietet und dann kurz vorher feststellt, dass es ganz plötzlich eine Terminkollision gibt? Oder sagen Sie nur zu, wenn Sie bewusst darüber nachgedacht und auch nochmal Ihren Terminkalender gecheckt haben? Wie zuverlässig und verbindlich Sie sein wollen, entscheiden Sie natürlich selbst.

Aber schon Kleinigkeiten machen den Unterschied im Miteinander und zeigen den Charakter eines Menschen: Ob Brötchen mitbringen, beim Arzt das Rezept abholen oder einfach nur mal wieder anrufen – wenn Sie jemandem etwas zusagen, will sich das Gegenüber auch darauf verlassen können und richtet sich ja entsprechend ein. Als zuverlässiger Mensch ernten Sie dann nicht nur den Dank. Nein, noch viel besser: Ihnen wird Vertrauen entgegengebracht und niemand wird versuchen, Sie zu kontrollieren.

Mehr Verlässlichkeit

Also mein Abend auf dem Weihnachtsmarkt war trotz der Startschwierigkeiten total schön. Aber seit gestern habe ich einen neuen Punkt auf der Weihnachtswunschliste: Mehr Verlässlichkeit.

Es wäre schön, wenn diese Tugend gerade in diesen besinnlichen Weihnachtstagen wieder bewusster gelebt wird. Machen Sie mit?

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