Jogi kratzt sich im Schritt und fasst sich dann an die Nase.
Jennifer Lawrence ist unhöflich zu einem Interviewer.
Justin Bieber bohrt in der Nase.

Und die Welt regt sich auf. Warum denn überhaupt?

Eine Welt voller Originale

Also ich mag solche Originale ja. Menschen, die echt sind. Die sich – manchmal gedankenverloren und unbewusst, manchmal absichtlich –eben genau so verhalten, wie es aus ihrem Inneren kommt. Das ist doch großartig!

Ich freue mich immer, wenn mir eine solche Echtheit bei Trainings begegnet. Gerade im Klettergarten kommt das vor. Da sind die Teilnehmer so auf das konzentriert, was sie tun, sind mit den Gedanken ganz bei der Arbeit, da haben sie gar keine Zeit, sich zu verstellen. Manchen ist die Angst ins Gesicht geschrieben, manchen die Freude oder der Spaß. Solche starken Emotionen können sie dann gar nicht mehr verstecken. Da zeigt sich der Mensch genau so, wie er ist.

Zu Unechtheit erzogen

Ich finde es verdammt traurig, wenn Menschen keine Originale sein dürfen. Wenn sie alles tun müssen, um zu gefallen – vor allem, sich verstellen. Wenn Sie eine öffentliche Fassade aufsetzen, sich gut darstellen und dadurch sich selbst verleugnen. Haben Sie nicht auch das Gefühl, dass es in der Gesellschaft normal ist, sich anzupassen, um bloß nirgends anzuecken und alle zufriedenzustellen? Es wird doch geradezu erwartet. Das fängt schon in jungen Jahren an, wenn einem Kind der Mund verboten wird. „Psst, das kannst du so nicht sagen!“ – bloß weil es die Wahrheit kundtut, die vielleicht keiner hören will.

Ja, wenn sich jemand nicht an dieses Gesetz der äußeren Korrektheit hält – sich einfach so gibt, wie er ist –, dann finden es viele Menschen krass, weil sie mit Echtheit maßlos überfordert sind und gar nicht gelernt haben, mit direkten, offenen Meinungen oder unbedachtem Verhalten umzugehen. Sehr schade!

Mehr Mut zu Echtheit

Ich frage mich aber schon, welches Recht sich die Medien und auch das persönliche Umfeld herausnehmen, auf Originalen herumzuhacken, ihre Handlungen zu bewerten und zu kommentieren – bloß weil die Originale eben keine Lust haben, eine glattpolierte Fassade aufrechtzuerhalten, die ihnen gar nicht entspricht.

Also ehrlich: Gibt es nichts Spannenderes in der Welt als einen Star, der in der Nase bohrt oder genervt ist von unhöflichen Fragen eines Interviewers?
Ich finde: Es braucht mehr Mut zu Echtheit und weniger Kunst – und die Akzeptanz, dass jeder Mensch so sein kann, wie er ist. Ganz ohne Bewertung.

Meinen Sie, wir schaffen das?

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