Das Auto sollte besser sieben als fünf Airbags haben, angestellt ist besser als selbstständig und ein Kind darf frühestens kommen, wenn die 5-Zimmer-Eigentumswohnung finanziert ist, damit es auch ganz sicher genug Platz für den Familienzuwachs gibt.

Was hier wie eine lose Ideensammlung aussieht, hat im Leben vieler einen roten Faden: das Sicherheitsdenken.

Doppelt und dreifach abgesichert

Es zieht sich durch alle Lebensbereiche und auch, wenn ich dafür keine Statistik vorlegen kann, bin ich davon überzeugt, dass die meisten Menschen ihre täglichen Entscheidungen pro Sicherheit fällen. Lieber noch ein Extra-Knieschoner beim Inlineskaten, lieber noch eine Vitamintablette mehr in der Grippezeit, lieber … Sie wissen, was ich meine.

Dabei ist es ja so: Das Schicksal lässt sich durch alle Sicherheitsvorkehrungen nicht abhalten, trotzdem zuzuschlagen. Im Zweifelsfalle kommt eben der Jobverlust, ein nicht selbst verschuldeter Unfall, ein Einbruch. Und schon fragen sich die Sicherheitsdenker: „Vielleicht hätten wir doch eine zweite Alarmanlage installieren sollen, falls eine ausfällt.“

Papperlapapp! Woher kommt denn dieses übertriebene Sicherheitsdenken, wenn es doch so wenig wirksam ist?

Frühe Prägung

Vielleicht können Sie es sich denken, denn Ihr Sicherheitsbedürfnis kommt – wie so vieles, was Sie im Leben umtreibt – aus der Kindheit!

Augenfällig wird das, wenn Sie Mütter dabei beobachten, wie sie auf dem Spielplatz oder in der Badeanstalt in ständiger Sorge hinter ihrem Nachwuchs herrennen, um sofort zur Stelle zu sein, wenn die Kleinen mal stolpern. Genauso sorgsam umschiffen Eltern mit ihren Kindern sämtliche Herdplatten, spitzen Steine, Messer und Gabeln und alles, was ihnen sonst noch gefährlich werden könnte. Da hat das Fahrrad auch nach einem halben Jahr noch die Stützräder und die Kiddies sitzen mit Helm und Fünfpunktgurt im Überrollbügel-bewehrten Fahrradanhänger.

So vernünftig alle diese Sicherheitsvorkehrungen auch sein mögen: Wann machen denn dann die in Watte gepackten, immer weich fallenden Kinder ihre eigenen Erfahrungen?

Die Gefahr des Risikos

Später! Übervorsichtige und sicherheitsliebende Eltern können ihre Kinder nicht ewig vor schlechten Erfahrungen bewahren. Für die Kinder werden die Erfahrungen also nicht wirklich verhindert, sondern allenfalls verschoben. Und als Erwachsene werden sie dann genauso handeln, wie ihre Eltern es ihnen beigebracht haben: Anstatt neue Erfahrungen zu begrüßen und daraus zu lernen, flüchten sie vor allem Unbekannten. Denn sie haben von Kindesbeinen an gelernt, dass es gefährlich sein könnte und setzen nur noch stärker auf Sicherheit.

Das Leben wird so allerdings zu einem verkrampft gleichmäßigen Fluss ohne allzu großes Auf und Ab. Was dann nämlich fehlt, ist der lebendige Wechsel von Krise und Chance.

Begreifen Sie Unsicherheiten doch lieber als Chancen und Krisen als Gelegenheiten, etwas daraus zu lernen. Das Gegenteil von „Sicherheit“ ist nämlich nicht „Unsicherheit“, sondern Risiko! Wenn Sie Ihre traute Sicherheit aufgeben, enden Sie nicht zwangsläufig in einer massiven Unsicherheit. Sie gehen allenfalls ein Risiko ein. Und das führt eben nicht unweigerlich zum Misslingen, sondern birgt die Chance auf Erfolg.

Riskieren Sie also ruhig mal etwas und setzen Sie sich der Gefahr aus, etwas Außergewöhnliches zu erreichen! Sie werden garantiert weniger Langeweile im Leben haben als die Sicherheitsdenker.

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