Glaubwürdig wirken braucht Zeit

Eine klassische Situation, die viele Führungspersönlichkeiten erleben, ist diese: Sie stehen vor Publikum, ihren Mitarbeitern oder dem Vorstand, Aktionären, der Presse. Sie haben Ideen, sie haben einen Plan, sie haben überzeugende Argumente – und doch bleiben die Zuhörer sehr verhalten. Sie hören zu, ja, aber der Funke springt einfach nicht über.

Warum gelingt es ihnen nicht, bei ihrem Auftritt so zu glänzen, wie sie das gerne tun würden? Mit ihrer Botschaft richtig verstanden zu werden und mit ihren Argumenten zu überzeugen? 

„Jetzt lassen Sie Ihre Folien mal weg …“

Viele Führungskräfte neigen dazu, sich hinter umfangreichen PowerPoint-Präsentationen zu verstecken. Sie kommen zu mir, damit ich sie für ihren nächsten Auftritt coache. „Herr Reutter, wie kann ich besser präsentieren?“ Und dann zeigen sie mir die Folien, die sie gerne präsentieren würden. Fachlich oft top. Aber zumeist ein Wirksamkeits-Flop. Denn es besteht noch gar keine Struktur, keine gute Dramaturgie. 

„Jetzt lassen Sie einmal alle Folien weg!“, sage ich dann, „Erst bauen wir eine gute Struktur und schauen uns Ihre Kernaussagen an, dann ordnen wir das Ganze entsprechend zu. Gemäß dem Motto: Ein guter Vortrag ist in erster Linie gutes Handwerk. Es geht also darum, zuerst zu klären, warum das, was Sie sagen wollen, Ihnen so wichtig ist. Und warum das für Ihr Publikum von Bedeutung ist. Und dann überlegen wir uns, ob wir für die beste und wirksamste Präsentation Folien oder Filme brauchen!“ 

Zuerst die Struktur und den Inhalt, dann erst die Inszenierung. 

Denn es ist ein Irrtum zu glauben, dass die fachliche Kompetenz und eine rationale Argumentation reichen, um glaubwürdig zu überzeugen.

„Ich dachte, ich bekomme ein paar Tipps!“

Viele Führungskräfte suchen nach rhetorischen Kniffen, um ihre Performance und ihre Wirkung zu verbessern. Und sicher sind das Training der Körperhaltung und Körpersprache wichtige Werkzeuge, aber es sollte nie künstlich einstudiert rüberkommen. Natürlichkeit ist das entscheidende Kriterium in der heutigen Zeit.

Ein Übermaß an einstudierten Bewegungen oder Phrasen wirkt schnell künstlich – und so verlierst du dein Publikum schneller, als du „Herzlich willkommen zu unserer Veranstaltung“ sagen kannst.

Natürlichkeit kommt vor jedem rhetorischen Stilmittel. Und diese entsteht aus echter Leidenschaft für das eigene Thema und einem tiefen Verständnis für die Menschen, zu denen du sprichst. Und natürlich musst du viel üben. Denn Üben macht authentisch. 

Körpersprache und Gestik sind also kein Selbstzweck. Sie müssen aus der inneren Haltung entstehen, nicht aus mechanischem Training. Um diese innere Haltung geht es im Coaching. 

Und Tipps und Tricks gibt es dazu genug.

Wirksamkeit braucht Zeit

Glaubwürdig wirken braucht Persönlichkeit. Diese ist die Basis für überzeugende Auftritte. 

Der erste Schritt zur wirkungsvollen Kommunikation beginnt also nicht auf der Bühne, sondern bei der Führungskraft selbst. 

Deren Natürlichkeit, Echtheit, Leidenschaft für die Inhalte, Leidenschaft für das Publikum gilt es zunächst herauszuarbeiten, um dann die Mittel zu finden, wie die Leidenschaft am besten präsentiert werden kann. Das braucht seine Zeit. 

Aber wenn du die Menschen mitnehmen willst, als Führungspersönlichkeit begeistern, in der Champions League spielen möchtest, dann nimmst du dir diese Zeit. Der Lohn ist mehr als ein guter Auftritt, er ist Exzellenz. Dann hast du nicht nur Bedeutsames zu sagen, dann strahlst du auch Bedeutsamkeit aus.

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