Warum Lagerfeuergespräche für junge Führungskräfte bedeutend sind

Eine meiner eindrücklichsten Kindheitserfahrungen sind die Touren mit meinem Vater, meinem Onkel und meinen beiden Cousins in den Schwarzwald. Andi, Tom und ich waren wie Brüder und mein Vater und mein Onkel haben uns drei sieben- bis achtjährige Jungs einige Male mitgenommen auf einen Ausflug in den Wald. 

Nach einem Wandertag haben wir dann irgendwo im Freien übernachtet. Wir haben Feuer gemacht, Stockbrot gegrillt, mein Vater hat uns gezeigt, wie man schnitzt und mit dem Messer umgeht. Und meine Ohren wurden riesig, wenn die Erwachsenen sich ihre Geschichten erzählten. Das waren unsere schönsten Ausflüge, die Lagerfeuerromantik, das gemeinsame Erlebnis mit meinem Vater, er war mein Held – und ich denke, genau solche Lagerfeuergespräche sind für junge Führungskräfte bedeutsam.

Menschen führen

Wie siehst du das? Wenn ich mir junge Führungskräfte heutzutage anschaue, dann glaube ich, dass wir erfahrenen Persönlichkeiten denen fachlich nichts mehr beizubringen brauchen. Die sind in Führungstechniken sehr gut ausgebildet, das Wissen, das ihnen vielleicht fehlt, können sie googeln oder sich per KI ausgeben lassen. Nein, unseren fachlichen Senf brauchen sie nicht.

Aber was wir „Alten“ richtig gut können, ist, ihnen davon zu erzählen, was es bedeutet, Mensch zu sein. „Welche Erfahrungen habe ich gemacht? Mit Führung? Mit meinem Menschsein? Als Persönlichkeit, die Menschen führt, die auch sich selbst als Mensch führt?“ Das sind für junge Führungskräfte bedeutsame Aspekte, um selbst besser und wirksamer führen zu können.

Ich denke, dass wir als lebens- und führungserfahrene Menschen die Verantwortung haben, unsere Erfahrungen weiterzugeben.

Nicht belehren, teilen

Dabei geht es nicht darum, die Jüngeren zu belehren: Länger zu leben, mehr Erfahrungen in Führung gesammelt zu haben, heißt schließlich nicht, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.

Es geht darum, die für wirksame Führung so bedeutende Menschlichkeit erfahrbar zu machen, um den jungen Menschen Möglichkeiten aufzuzeigen, was es bedeuten kann, sich als Mensch zu entwickeln (Fehler, Irrwege eingeschlossen).

Eine junge Führungskraft erzählte mir von einem Morgen im Büro, der sich ihr nachdrücklich eingebrannt hat: „Ich sitze im Büro, es ist mein erster Tag in dieser Führungsposition. Meine Tür geht auf und ein Mitarbeiter kommt rein. Er weint. Ist völlig fertig. Und ich bin völlig überfordert. Was soll ich jetzt sagen, was kann ich machen?“

Ohne Lebenserfahrung haben junge Menschen keine Ahnung von Menschenführung, sie werden mit so vielen Situationen konfrontiert, die nicht im „Handbuch für die wirksame Führungskraft“ beschrieben werden – und die KI hilft in so einem Moment, wie gerade geschildert, auch nicht.

Aber durch „Lagerfeuergespräche“ mit erfahrenen Führungspersönlichkeiten, mit Menschen, die Gewicht haben, die Leben gelebt haben, die als Persönlichkeit gereift sind, weil sie ehrlich zu sich selbst und empathisch gegenüber ihrem Umfeld waren, können sie sich mental auf herausfordernde Situationen vorbereiten.

Herausragende Führungspersönlichkeiten können Vorbild und Mentor sein.

Für junge Menschen besteht darin eine große Chance, zu erleben, vielleicht sogar mit großen Ohren zu lauschen, was durch persönliche Entwicklung möglich ist. An Freude. An emotionaler Stärke. An Mitgefühl. An wirksamer Ausdrucksstärke.

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