Sie müssen sich entscheiden: Streben oder Glück?

Achtsamkeit, Lebenskunst
Sie müssen sich entscheiden: Streben oder Glück - Stefan Reutter

Beobachten Sie mal Tiger Woods auf dem Golfplatz: Einerseits geht es um Millionen Dollar. Aber das, was Sie sehen, ist einen in seine Aufgabe versunkenen Mann, der tiefe Freude an seiner Aufgabe ausstrahlt. Freude kann mit Spaß verbunden sein, auch mit materiellem Erfolg, muss aber nicht. 

Wenn Sie an Ihrer Aufgabe, an Ihrer Beziehung, an Ihrer Arbeit keine solche Freude empfinden können, dann deshalb, weil die Tiefe fehlt. Und wie kommen Sie in die Tiefe?  

Fühlen Sie Glück?

In die Tiefe kommen Sie nur, wenn Sie sich selbst auf den Grund gehen: Was hat das, was Sie tun, mit Ihnen zu tun? Erfüllen kann Sie nur etwas, das Sie sind. 

Ob Sie das spüren oder nicht, hängt damit zusammen, wie Sie das Leben führen: Sind Sie hier, um das, was Sie haben und sind als Geschenk zu nehmen? Neugierig zu sein, was noch kommt? Offen zu sein und zu lernen? Oder sind Sie hier, um der Beste zu sein? Etwas zu erreichen? 

Sie müssen sich entscheiden: Entweder Sie fühlen das Streben oder das Glück. Wenn Sie auf ein Ziel hinarbeiten, dann kann das Spaß machen. Aber Freude stellt sich nicht ein. Denn unterwegs begleitet Sie das Gefühl: Ich bin noch nicht am Ziel angekommen!

Kontrollverlust

Das Ziel ist in der Zukunft, aber die Freude liegt im Augenblick.  Deswegen: Wenn Sie Ihr Leben Ihren Zielen und Ihren Plänen und Ihrem Erfolg verschreiben, dann verschieben Sie die Freude auf die Zukunft. Dann beginnen die Momente zu verblassen, dann entfernen Sie sich von der gegenwärtigen Realität. Die Welt wird abstrakt. Mittel zum Zweck. Und das Gemeine: In der Zukunft stellt sich die Freude nicht ein, selbst wenn Sie dann Ihr Ziel erreichen. Denn Sie sind dann gar nicht in dem Zustand der Achtsamkeit, den Sie brauchen, um tiefe Freude zu empfinden. 

Die meisten Leute glauben, dass sie nur erfolgreich sein können, wenn sie sich unter emotionaler Kontrolle behalten. Aber aus meiner Sicht ist freudloser Erfolg kein Erfolg. Mehr noch: Aus meiner Sicht ist es sogar unmöglich, mit emotionaler Kontrolle erfolgreich zu sein. Mir ist die Welt zu ernst. Ich will sie nicht spaßig oder klamaukig, ich will sie nicht albern, schenkelklopfend oder übertrieben fröhlich. Aber ich will sie mit Freude.

Denn ein freudloses Leben ist es nicht wert gelebt zu werden. Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber der wahre Grund, warum Sie Ihre Freude verloren haben, ist: Weil Sie den Respekt verloren haben. Den Respekt vor dem Leben. Sie lassen das Leben nicht geschehen, sondern Sie versuchen, es zu zwingen. Ihnen fehlt die Achtung vor dem, was einfach ist, so wie es ist. Sie wollen die Dinge um sich herum verändern, noch bevor Sie gelernt haben, sich über sie zu freuen. Das ist wirklich nicht schön.

Freuen Sie sich!

Wenn Sie so über Ihre ganz natürlichen Emotionen hinweggehen, dann fehlt Ihnen nicht nur der Respekt vor der Welt, sondern insbesondere der Respekt vor Ihnen selbst. Selbstrespekt. Sie töten Ihre Freude. Die sachliche Ebene in Ihrem Leben ist deutlich unwichtiger als Sie glauben!

Warum tun Sie das? Welche Angst verfolgt Sie bei der Vorstellung, etwas mit Freude zu tun? Was könnte passieren, wenn Sie es zuließen? Was würden Sie verlieren? Was würden Sie dann tun?

Die Maske fällt. Sie haben Angst vor sich selbst. Das heißt: Sie machen sich eng vor sich selbst. Sie schränken sich ein. Anstatt sich für sich selbst zu öffnen. Sie haben Angst vor dem, was in Ihnen steckt. 

Gut so, dass Sie nun an einem Punkt sind, an dem Sie sich dieser Angst stellen. Jetzt lernen Sie sich endlich mal kennen. Freuen Sie sich!

Alter Wein in neuen Schläuchen kann auch lecker sein. Den Ursprung des Textes finden Sie hier: https://www.stefanreutter.de/produkt/buch-gut-dass-es-dir-schlecht-geht/

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Toller Beitrag mit Einsicht in das Selbst. Freude und liebe für andere(s) zu entfalten, setzt bedingungslose Selbstliebe und Akzeptanz voraus. Andernfalls handelt, strebt und liebt man immer mit angezogener Handbremse. Was so leicht klingt stellt für viele eine große Hürde dar. Zu präsent sind alte Glaubenssätze und Wahrheiten der Anderen über einen selbst, die man irgendwann angefangen hat zu glauben. Beginnend bei den Eltern und deren Wahrheiten.
    Und das ist ein Wahrheitscocktail, der direkt ins Unglück führt. Man setzt sich Ziele in der Zukunft, vergleicht sich (des Glückes Tod ist der Vergleich -Goethe), blickt womöglich auch zurück in die Vergangenheit, verdirbt mit dem rückwärtigen blick den gegenwärtigen Moment durch Konjunktive wie „hätte, könnte, müsste, sollte“… Schlechte Gefühle und Ängste sind die Folge. Also rettet man sich gedanklich in der Zukunft und konjugiert eben dort weiter. Lebt dadurch wieder in einer anderen Zeitschleife, statt den gegenwärtigen Moment auszukosten und (sich) gewahr zu sein.
    Ein “Ankommen“, irgendwann in der Zukunft, wird fokussiert und ist immer illusionistisch. Es heißt;, wer Ankommt, hat seine Ziele nicht hoch genug gesteckt. Aber darum geht es im Leben meiner Meinung nach nicht. „Anzukommen“. Es ist immer der Weg im Hier und Jetzt und diesen voller Freude und Dankbarkeit anzunehmen. Das macht (mich) frei. Damit polarisiert man, denn zu viele stecken in diesen Zukunfts- und Vergangenheitsschleifen fest und werten über Menschen, die JETZT gerade sind.
    Vergangenheit und Zukunft sind gedankenkonstrukte, die schlicht jetzt nicht existent sind. Achtsam sind wir nur im Jetzt.
    Danke für diesen Impuls lieber Stefan.
    Herzliche Grüße

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