Mit Angst geimpft – und nicht mit Hoffnung

Eigenverantwortung, Gesundheit, Sicherheit
Angst, Corona, Hoffnung, Haltung, Gesundheit, Stefan Reutter

Jetzt geht das wieder los, dachte ich. Mein Bekannter rief mich an. Ich mag ihn wirklich. Aber womit er mich am Telefon überschwemmte – puh, da wurde mir ganz anders. „Mutationen … Ansteckung … Erhöhung der Inzidenz … R-Wert …“. Ich konnte förmlich merken, wie seine Stimme mich mit seiner Angst infizierte. Und ich dachte an Weihnachten. Wie schrecklich ich fand, was er da vor lauter Angst tat. Und ich dachte: Mein Bekannter ist leider ein typisches Beispiel für etwas, was bei uns komplett falsch läuft. Gerade weil seine Angst nicht unbegründet ist …

Angst isoliert

Was haben Sie an Weihnachten 2020 gemacht, an diesen ersten Corona-Weihnachten? Mein Bekannter hat sich in seinem Haus eingeigelt. Wie gesagt, nicht ohne Grund: Denn seine jüngste Tochter hatte sich wenige Tage vor dem Fest der Liebe mit Corona infiziert. 

Damit hatten sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet, die sein Leben in den Monaten zuvor bestimmt hatten. Kein anderes Thema hatte es gegeben als Corona. Und Ansteckungswege. Und Gefahr. Und Krankheit. Und Tod. Jede schlimme Nachricht wurde aufgesaugt. Wir haben uns nur selten mit Abstand kurz gesehen. Aber von Mal zu Mal sah er schlechter aus, seine Haltung gebeugt. Er hatte wahnsinnig Angst, dass sich jemand aus seiner Familie ansteckte. Und so kam es dann auch. Was ihn in seiner von Angst geprägten Haltung natürlich bestärkt hat.

Er isolierte seine jüngste Tochter in ihrem Zimmer. Zu spät. Auch seine ältere Tochter hatte sich infiziert. Auch sie wurde isoliert. Und so fand Weihnachten nur über Video-Call und WhatsApp statt. Ich stellte mir vor, dass den Kids ihr Essen vor die Tür gestellt wurde, damit niemand mit ihnen in direkten Kontakt kommt. Ich fand das Wahnsinn. Schrecklich. Die Angst war größer als die Liebe. Und das ist für mich der Kern des Problems dieser Angst.

Angst erhält sich selbst

Die Ansteckungsgefahr ist real. Die meisten Dinge, vor denen Sie und ich Angst haben, sind echt. Und hier brauchen Sie einen Umgang, der dafür sorgt, dass Sie nicht in Gefahr geraten.

Diese Haltung, die sich rein auf die Befürchtungen fokussiert und denkbare Szenarien kreiert – und by the way, wir Deutschen sind gut darin, uns zu ängstigen, uns mit Angst impfen zu lassen. Also diese Angst-Haltung sorgt dafür, dass eintritt, wovor wir uns ängstigen. Angst erhält sich selbst, weil sie es schafft, dass wir in einen schlechten Zustand kommen. Einen Zustand, der unsere Abwehrkräfte, ob mental oder körperlich, schwächt. Fokussieren wir uns zu stark auf die Angst, dann wird sie uns lähmen, so dass wir nicht mehr fähig sind, umsichtig, vernünftig und auch liebevoll zu agieren. Dann tritt ein, wovor wir Angst haben – wie es bei meinem Bekannten geschah.

Eine andere Haltung

Wie bei so vielem im Leben kommt es auch hier auf die Dosis an. Angst kann gut sein. Sie kann uns aufmerksam machen. Wir werden durch sie wachsamer. Angst schärft unsere Sinne. Sie macht uns vorsichtig.

Aber sie kann auch dafür sorgen, dass wir die Menschen, die wir lieben, von  der Liebe aussperren.

Und ich sehe meinen Bekannten nicht als Einzelfall. Wir alle laufen Gefahr, uns von der Angst den Fokus auf das nehmen zu lassen, was unser Leben wertvoll macht. Zum Beispiel die Liebe. Das Miteinander.

Wir brauchen eine andere Haltung, einen anderen Umgang mit der Angst. Ich habe selbst erlebt, dass ohne diese Haltung schlimme Rückschläge im Leben mich übermannen können. Und in meinem ersten Buch können Sie erfahren, wie es mir gelang, und wie es Ihnen gelingt, eine andere Haltung einzunehmen. Denn unsere Welt wäre ein stückweit besser, wenn wir uns von der Angst nicht blockieren lassen.

Wenn wir uns nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung impfen.

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Rainer Schlichtholz
    19. März 2021 18:07

    Beim Skifahren, Bergwandern, Bergradln und vielem mehr sagt man: das Auge lenkt! Schau da hin, wo Du hin willst – wo Du sichere Tritte, Wege und Spuren siehst.
    Ängste lenken das Auge zum Abgrund, zur rutschigen Wurzel oder zu den Steinen auf einer Piste.

    In diesem Sinne: lenken wir unseren Blick, unseren Fokus auf die Erfolge in der Forschung, geben Hoffnung und Zuversicht immer mehr Raum und versuchen, mit einer heiteren Gelassenheit die nächsten Tage anzuvisieren.

    Gehabt euch wohl!

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.