Welche Rolle Selbstverantwortung in Ihrer Führung spielt

Eigenverantwortung, Lebenskunst
Welche Rolle Selbstverantwortung in Ihrer Führung spielt - Stefan Reutter

Gerade noch hatte er seinen Mitarbeiter vor allen anderen zur Schnecke gemacht, jetzt saß der Unternehmer vor mir im Coaching, sein Kopf hochrot. „Allesamt inkompetent, die ganze Mannschaft,“ wetterte er. Dann zählte er mir die Fehler, die Schwächen jedes einzelnen Mitarbeiters auf: „Da plaudern sie am Kaffeeautomaten, albern herum. Die Arbeit erledigt sich nicht von selbst. Die Rechnungen? Gehen viel zu spät raus. Kein Wunder, dass uns die Kunden auf der Nase herumtanzen … Aber hey, egal, scheiß drauf. Diese Larifari-Einstellung ist wirklich zum Kotzen!“ Er redete sich richtig in Rage. Er hasste dieses Rumgeiere. Dieses nichts auf die Reihe kriegen. „Deswegen bleibt einfach alles an mir hängen. Der da oben, ja der macht das schon. Keinerlei Verantwortungsbewusstsein, erinnert mich an meinen Sohn. Mir steht es bis hier oben!“ 

Als er nach seinem Ausbruch nach Luft schnappte, schaute ich ihn an, lächelte: „Ich habe den Eindruck, das Problem liegt bei Ihnen.“ 

Der Anfang aller guten Führung

Die Augen des Unternehmers wurden groß. Verständnislos. Aber das Problem lag auf der Hand. Denn Führung zu übernehmen beginnt immer bei Ihnen selbst. Wenn Sie ein friedliches Leben führen wollen, ein gutes Miteinander, dann müssen Sie mit sich selbst Frieden schließen, mit sich selbst im Reinen sein. 

Der erfolgreiche Mann, nennen wir ihn Klaus, konzentrierte sich ausschließlich auf die Schwächen, auf das, was eben nicht gut lief in seinem Unternehmen. Wie wollen Sie auf diese Weise eine Unternehmenskultur schaffen, in der Selbstverantwortung als Freiheit gesehen wird? In der Selbstverantwortung belohnt wird? Klaus wählte die Hau-drauf-Methode. Er duellierte sich tagtäglich, mit jedem um sich herum: seinen Kunden, seinen Angestellten, seiner Familie. 

Anstatt hinzuschauen und sich selbst zu hinterfragen: ,Was regt mich denn so auf an dem Mitarbeiter? Seine Gelassenheit?’ Denn die Dinge, die wir an anderen verurteilen, sind die Dinge, die wir an uns selbst nicht mögen.

Das Resultat guter Führung

Die Kämpfe, die Klaus täglich austrug, spiegelten sein Innerstes, das er unachtsam beiseite drängte: das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, nicht dazuzugehören zu dem eingeschworenen Team. Das Gefühl, immer der Buhmann zu sein. Das Gefühl, nicht genug zu schaffen, nie gut genug zu sein. Deswegen raffte er alles an sich und schlug jeden beiseite, der von seinem Plan abwich.

Mit so einer Einstellung sich selbst gegenüber als Führungskraft kann kein gutes Miteinander in Ihrem Unternehmen gelingen. Wenn Sie sich dagegen mit sich selbst befreunden, wenn Sie mit sich im Reinen sind, dann spiegeln Sie diesen Frieden auch nach Außen. Das ist wahre Lebenskunst. Lebenskunst bedeutet, für sich, sein eigenes Leben und Wohlbefinden, die Verantwortung zu übernehmen. 

Wenn Sie als Führungskraft mit gutem Beispiel vorangehen, sich selbst akzeptieren und sich klar über Ihre Werte sind, erst dann können Sie diese Werte auch in der Unternehmenskultur etablieren. Erst wenn Sie die Verantwortung für sich selbst übernehmen, können Sie diese Selbstverantwortung auch auf Ihre Mitarbeiter übertragen.

Das hat auch Klaus erkannt. Er schaut jetzt zuerst auf seine eigenen Themen, beschäftigt sich mehr mit sich selbst. Und wissen Sie was? Nicht nur er ist gelassener, auch sein Unternehmen läuft besser … Obwohl der Unternehmer nun selbst ab und an mit am Kaffeeautomaten steht.

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