Warum Wordings in Unternehmen mehr als hohle Worte sind

Allgemein
Stefan Reutter, Wording, Unternehmen, Sprache, Unternehmenskultur

Für diese Aktion fand ich kaum Worte!

Ich saß neulich am Flughafen vor dem Gate, als endlich die Durchsage der Stewardess kam: „Die Maschine ist nun zum Einsteigen bereit.“ Viele Passagiere sprangen erleichtert aus den Wartestühlen auf, dann hieß es: „Zone 1 und Zone 2 steigen zuerst ein.“ Pause, Murmeln, Ratlosigkeit in der Menge und auch ich schaute auf mein Ticket: Dort stand nichts von Zonen! Also ging ich zur Stewardess hin und die Antwort machte mich noch stutziger: „Das steht auf dem Ticket. Suchen Sie einfach. Da stehen Zonen!“

Mein Blick blieb staunend ungläubig. 

„Na, zumindest hieß das früher so, puh, keine Ahnung, die ändern das ständig.“

Nee, oder? Die Szene mit der Stewardess steht für mich sinnbildlich für das Verhalten vieler Mitarbeiter in Unternehmen.

Verwirrung durch Ignoranz

Sie kennen den Prozess: Die Führungsetagen in den Unternehmen denken sich neue Maßnahmen aus und um die Veränderungen deutlich zu machen, geben sie den Dingen neue Namen. Ein neues Wording. Und was machen manche Mitarbeiter? 

Sie halten einfach an den alten Begriffen fest, weil sie es so gewohnt sind, und Gewohnheit ist nun mal der härteste Klebstoff der Welt. Doch indem sie die neuen Begriffe nicht übernehmen, ignorieren sie die Umstellungen komplett und schaden damit sich, den Kunden und dem Unternehmen!

Der Geist im Wording

Klar, so manche Neubenennung mag zunächst befremdlich oder gar albern wirken und oftmals erscheinen sie wie unbedeutende Kleinigkeiten. So wie bei der Stewardess. Sie nannte den Wartebereich eben „Zone“ statt Line, so wie das früher hieß, aber dadurch stiftete sie eine riesengroße Verwirrung bei allen Fluggästen. So kann durch die mangelnde Bereitschaft, neue Worte zu übernehmen, ein Schaden entstehen. Und nicht nur das.

Ob ein Mitarbeiter ein neues Wording übernimmt oder nicht, sagt ganz viel über seine Geisteshaltung aus, wie stark er oder sie die Unternehmenskultur lebt und sich mit neuen Dingen auseinandersetzt. Wenn sie nicht einmal bereit sind, etwas Neues zu lernen und einige neue Worte zu übernehmen, wie sollen sie dann die neuen Maßnahmen umsetzen?

Die nächste Sau wird durch das Dorf gejagt

Gerade weil das richtige Wording so oft unterschätzt wird, ist es für Führungskräfte ungeheuer wichtig, darauf zu achten. Ja, Sie sollten richtig sensibilisiert sein für das Thema und konsequent beim Umsetzen sein. Von mir aus sollen sich die Mitarbeiter hinsetzen und die neuen Begriffe wie in der Schule büffeln. Hauptsache, sie haben sie verinnerlicht! Und verstehen Sie mich nicht falsch, das ist keineswegs böse gegenüber den Mitarbeitern gemeint. Im Gegenteil.

Ich habe volles Verständnis für die Stewardess aus dem Beispiel. Sie hat vermutlich schon unzählige neue Flugbegriffe wie die Säue durchs Dorf jagen sehen. Aber vor den Veränderungen zu resignieren, bringt eben nichts. So hat sie mit ihrer veralteten Durchsage für einen Riesenwirbel gesorgt. Sie hätte sich das Leben viel leichter gemacht, wenn sie mit dem neuen Wording mitginge, ihre Erfahrungen damit verbände und weiter am Puls der Zeit bliebe. Denn Leben bedeutet Lernen – und dabei kommt es auf jedes Wort an. 

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