Mehr Herzlichkeit für bessere Ergebnisse

Achtsamkeit, Auftreten und Wirkung
Stefan Reutter, Herzlichkeit, Ergebnisse, Geburtstag, peinlich, Mitmenschen

„Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän“, tönte die sonore Stimme aus dem Lautsprecher. Wir Fluggäste wurden begrüßt und mit Informationen zu Flugzeit und Wetter am Zielort versorgt. Neben mir saß einer der vielen typischen Business-Reisenden an Bord: Laptop aufgeklappt, lange Zahlenkolonnen aufarbeitend, eine PowerPoint-Präsentation nebenher laufend. Die Worte des Piloten rauschten an ihm vorbei.

Der beschloss gerade seine Rede wie üblich mit: „Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug.“ 

Doch dann knackte der Lautsprecher nochmal kurz und der Kapitän setzte hinzu: „Und übrigens: Unser Chef-Steward an Bord, Peter Winter, feiert heute seinen Geburtstag. Vielleicht wollen Sie ihm noch ein Ständchen singen.“ 

Ich dachte mir: ‚Was für eine nette Idee.‘ Mein Nebenmann jedoch schaute irritiert auf. Dem angesprochenen Steward war die Durchsage sichtlich peinlich, doch er hatte nichts zu „befürchten“, denn die Passagiere taten – nichts. Alles, was passierte, war, dass sich eine peinliche Stille ausbreitete. In diesem Flugzeug hätten wir Nüsse mit den Pobacken knacken können, so angespannt waren alle, und keiner machte was. 

Es ist erstaunlich, wie schwer wir uns damit tun, einfach mal eine Portion Herzlichkeit zuzulassen und beispielsweise für den Steward zu singen oder ihm zu gratulieren. Da würde mehr Menschlichkeit ins Spiel kommen …

Wenn Herzlichkeit peinlich ist

Vielen gilt es als unangebracht, Gefühle zu zeigen. „Das tut man doch nicht“, sagen sie, wenn es darum geht, öffentlich Freude zu zeigen oder eine humoristische Einlage hinzulegen. Auch wenn ich weiß, dass solche Glaubenssätze oft schon früh im Elternhaus eingepflanzt werden: Verstehen kann ich es nicht, denn wir schneiden uns damit ins eigene Fleisch.

Es geht mir dabei nicht nur um die Atmosphäre, die so viel besser sein könnte, wenn wir uns offener zeigen würden. Beobachten Sie mal, wie die Stimmung in einem Team ist, wenn einer sich mit dem anderen freut – und zwar echt. Die Freude verdoppelt sich und alle strahlen. 

Dadurch erhöht sich auch die Leisungsfähigkeit, die sich in einer solchen guten Atmosphäre erst richtig entfalten kann.

Mehr Menschlichkeit zahlt sich also auch in Heller und Pfennig aus – in besserer Leistungsfähigkeit und auch noch in einer anderen Münze …

Geschäftlich und menschlich

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass eine gelungene Kommunikation die Basis für gute Geschäftsbeziehungen auf allen Ebenen darstellt. Ob das jetzt zwischen Chef und Mitarbeiter, unter Kollegen oder mit Kunden ist: Wo Menschen sich mit Menschlichkeit begegnen, laufen die Kommunikation, das gegenseitige Vertrauen und die Freude an der Zusammenarbeit einfach besser.

Dazu will ich Ihnen ein ganz einfaches Beispiel erzählen: Ich war mit meiner Frau in Überlingen beim Shoppen. In einem kleinen Laden probierte sie einige hübsche Kleider durch. Währenddessen plauderte ich mit der Verkäuferin, kurz danach stieß die Ladenbesitzerin mit dazu. Ich war ganz offen und zugewandt. Wir kamen unter anderem auf das Thema Hund, also erzählte ich von unserem. Und dann geschah etwas, was ich schon so oft beobachtet habe: Sobald ich mich öffne, ist es meinem Gegenüber auch möglich, sich zu öffnen. Unsere Unterhaltung ging auf einmal über das übliche formale Verkaufsgespräch hinaus, wir sprachen richtig herzlich miteinander. Wenn Sie offen miteinander sind, wissen Sie, woran Sie sind – und das ist der Unterschied zu den üblichen angespannten Gesprächsriten, bei denen jeder mit seinen Gefühlen hinter dem Berg hält. Dieser offene Umgang mit Emotionen ist die Grundlage für eine gelingende Kommunikation, die verbindet.

Ich brauche nicht erwähnen, dass ich diesen Laden mit einem Lächeln verließ und die beiden Damen mit einem Lächeln auf den Lippen zurückließ. Wir waren uns herzlich begegnet – auf geschäftlicher und gleichzeitig menschlicher Ebene.

3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Steffen Meckrs
    6. Juli 2019 13:38

    Hallo Stefan,
    tolle Geschichte, aber warum hast Du nicht angefangen zu singen?
    Oft braucht es doch nur einen kleinen Impuls und dann kommt vielleicht eine Welle in ins Rollen.
    L.G.
    Steffen

    Antworten
    • Ja, das stimmt, Steffen. Ich habe jedoch darüber nachgedacht und meine Gedanken dazu notiert, sonst hätte ich diesen Blogbeitrag nicht schreiben können. Gesungen habe ich schon oft ?

      Antworten
  • […] Dieses Verhalten können Sie an unglaublich vielen Ecken beobachten. Ein typisches Beispiel ist, dass in Unternehmen die Dinge gegenüber den Mitarbeitern anders, schöner dargestellt werden als sie tatsächlich sind. Warum tut ein Chef, warum tut die Stewardess das? […]

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.